175 Jahre Schule der Persönlichkeiten

Grußwort des Schulleiters Wolfgang Mesenholl

Vor 175 Jahren wurde die Luisenschule, heute städtisches Gymnasium im Herzen Düsseldorfs, gegründet. Seither hat sich viel geändert: Die ehemalige Höhere Privatschule für evangelische Mädchen, ursprünglich konzipiert von Familienvätern, um im Sinne Wilhelm von Humboldts für die Allgemeinbildung und die Bildung der Gesinnung und des Charakters ihrer Töchter zu sorgen, ist mittlerweile nicht nur koedukativ, sondern hat als UNESCO-Projektschule eine internationale Schülerschaft, in der Schülerinnen und Schüler aus über 50 Nationen unterrichtet werden. Doch, obwohl die Gründungsschülerinnen ihre Schule und den modernen Lehrbetrieb kaum wiedererkennen würden, ist sich die Schule in einer Hinsicht immer treu geblieben:

Der Mensch und die Forderung und Förderung von Persönlichkeiten stehen in ihrem Mittelpunkt. Damit erfüllt sie nach wie vor Humboldts Diktum, dass die Bildung der Gesinnung und des Charakters „die Anregung aller Kräfte des Menschen [sei], damit diese

sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen“.

Angeregt wurden und werden die Kräfte der Schülerinnen und Schüler der Luisenschule von Lehrer-Persönlichkeiten, die berühmtesten von ihnen sicherlich Oberstudienrätin Johanna Ganzer und Rabbiner Dr. Leo Baeck. Doch nicht nur die Pädagoginnen und Pädagogen haben eine Vorbildfunktion, sondern auch ehemalige Schülerinnen und Schüler, die ihre Verbundenheit mit der Schule zum Ausdruck bringen. Durch sie können die Eleven erkennen, dass das Lernen zwar nach der Schule noch lange nicht beendet ist, sie aber durch die Schule auf das Leben und seine Überraschungen vorbereitet sind.

Ganz bewusst haben wir die Feier des 175-jährigen Geburtstages unserer Schule auf den 9. November gelegt und sind uns der Bedeutung dieses so genannten „Schicksalstages“ der Deutschen bewusst: Novemberrevolution 1918, Novemberpogrome 1938 in unmittelbarer Nachbarschaft der Schule und Mauerfall 1989 haben sich in das historische Gedächtnis eingeschrieben. All diese Ereignisse hat das Luisen-Gymnasium in seiner 175-jährigen Geschichte miterlebt und sie haben die Eltern und Lehrer- und vor allem die Schülerschaft sicherlich beeinflusst, geformt und geprägt.

Doch noch wichtiger als historische Ereignisse sind die Persönlichkeiten, die das Luisen- Gymnasium damals wie heute auszeichnen. Nach dem Philosophen Hans-Eduard Hengstenberg ist der Mensch zwar von Anbeginn seiner Existenz Person, Persönlichkeit muss er aber erst werden. Das Hauptanliegen unserer Schule ist es, die Entwicklung von Persönlichkeiten zu fordern und zu fördern, um diese zur Entfaltung kommen zu lassen. Deshalb steht unser Jubiläum unter dem Motto „175 Jahre Schule der Persönlichkeiten“. Damit meinen wir die engagierten Eltern und Lehrerinnen und Lehrer, aber vor allem die Schülerinnen und Schüler, die die Luisenschule seit ihrem 175-jährigen Bestehen besucht haben und an diesem Abend im Mittelpunkt stehen werden.

Denn, wie Oscar Wilde schrieb, letztendlich sind es Persönlichkeiten und nicht Prinzipien, die die Welt bewegen.