Die Entstehung der Luisen-Hymne

Am Anfang stand die Idee von Frau Iliescu: Das Luisen-Gymnasium braucht nach 175 Jahren eine Hymne! Aber wer sollte das machen? Die Wahl fiel auf den Komponisten David Graham, der auch das Fach Komposition an der Clara-Schumann-Musikschule lehrt. Er wurde vom Förderverein des Luisen-Gymnasiums engagiert, um mit dem Vokalpraxiskurs der Doppeljahrgangsstufe Q1/12 das Werk zu komponieren.

Den Startschuss für die Arbeit gab ein erstes Treffen am 19. Juli 2011. Unter dem Titel „Endlich Chaos“ sollten unter Mitwirkung möglichst vieler Menschen aus dem Schulleben die ersten Ideen gesammelt werden. Eingeladen wurde mit den Worten: „Bringt mit, was ihr könnt. Kein Lied für Oslo oder Baku. Wir machen unsere eigene Musik: die Hymne, den Höhepunkt, das Finale für unser 175-Jahr-Fest in der Tonhalle. Ihr braucht keine Top-Stars, Mega-Musiker oder Super-Performer zu sein. Das Einzige was ihr mitbringen müsst, ist: Begeisterung.“ Mit Begeisterung malten wir uns aus, was zum Jubiläum in der Tonhalle auf der Bühne aufgeführt werden könnte und schnell wurde klar, dass die vielen Nationalitäten an unserer Schule etwas Einzigartiges sind, was es zu betonen gilt. Außerdem entwickelte sich der Wunsch, in der Hymne das Wesen unserer Schule in Vergangenheit und Gegenwart zu erfassen.

Mit dem Schuljahr 2011/2012 begann dann die eigentliche Arbeit an der Hymne. 29 Schülerinnen und Schüler des Vokalpraxiskurses der Q1/12, die keinerlei Erfahrungen im Komponieren hatten, standen vor einer großen Aufgabe und wussten nicht, wie sie zu bewältigen sein könnte: Wie schreibt man eine Hymne für die ganze Schule, die auch noch die nächsten 175 Jahre gerne gehört wird?

Zunächst einigten wir uns darauf, dass die Hymne aus zwei Teilen bestehen soll: Eine Einleitung, die die Internationalität unserer Schule wiederspiegelt und die eigentliche Hymne, die den Charakter und die Geschichte der Schule beschreiben soll.

Der Kurs wurde in vier Gruppen aufgeteilt, die Ideen sammeln und Texte schreiben sollten, aus denen später die Hymne erwachsen sollte. Hier begann dann erst das wirkliche Chaos. Ideen waren schnell gefunden, aber wie formuliert man daraus den Text einer Hymne? Wie findet man die passende Melodie und am allerschwierigsten, wie schafft man es, die Ideen, Geschmäcker und Meinungen von 29 Menschen unter einen Hut zu bringen? Es gelang uns zunächst nicht, weshalb wir erst einmal das Augenmerk auf die Einleitung verlagerten.

Dafür fanden sich sechs Gruppen zusammen, die jeweils ein Land auswählten, welches in wenigen Takten musikalisch und mithilfe einzelner Worte charakterisiert werden sollte. Nach mehreren Wochen der Recherche, des Ringens um Ideen, des Ausprobierens, des Überwindens von Unsicherheiten, des Einübens und mithilfe der Tipps von David Graham waren sogar neun Länder in Noten und Worten verewigt. In der Einleitung folgen nun Melodien und Rhythmen aufeinander, die als Beispiele für Frankreich, Italien, Türkei, China, Brasilien, Irland, Afrika, Russland und Spanien einen bunten Mix bilden und somit repräsentativ für die aktuell 47 Nationen unserer Schule stehen. Auch die verwendeten Instrumente wie Akkordeon, Djembé, Violine, Kontrabass, verschiedene Percussioninstrumente, Marimba, Klavier und Gitarre zeigen die große Vielfalt.

Danach wagten wir uns wieder an den Hauptteil der Hymne. Zuerst musste der Text geschrieben werden. Die Voraussetzung dafür war, dass wir uns mit der Anzahl der Silben, dem Metrum, dem Reimschema und der Anzahl der Zeilen auf eine äußere Form einigen konnten. Dann wurde erneut in verschiedenen Gruppen gedichtet und um Formulierungen gerungen, aus denen wir gemeinsam den Text unserer Luisen-Hymne erstellten. Während ein Teil der Gruppe noch am Text der Strophen feilte, komponierten Aylin und Stefan bereits einen Refrain, der uns schnell überzeugte. Plötzlich gab es eine Melodie, mit der wir zusammen „Luises Geist“ und „den Bund der Einigkeit“ besingen konnten. Die Hymne nahm endlich Form an. Das inspirierte alle zu weiteren Kompositionen. Aus vielen verschiedenen Vorschlägen für die Melodie der Strophen wählten wir dann die klassischste Variante aus. Nun fehlten nur noch Notierung und Instrumentierung, was von David Graham übernommen wurde.

Ich möchte den Schülerinnen und Schülern des Vokalpraxiskurses ein riesiges Lob aussprechen, dass es ihnen geglückt ist, in einem Dreiviertel-Jahr die Luisen-Hymne zu verfassen. Dies war wirklich nicht einfach und nur durch ein hohes Maß an Engagement möglich.

Ein großer Dank gilt David Graham, dem es mit Kompetenz, Gelassenheit und Geduld gelungen ist, aus dem Vokalpraxiskurs diese Hymne erwachsen zu lassen. Er hat uns begleitet, unterstützt, gefördert und manchmal auch überfordert, aber immer dafür gesorgt, dass die Luisen-Hymne eine Hymne aus der Schule für die Schule geworden ist.

Gabriele Patten

 

David Graham

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