Die Architektur des Schulgebäudes

 

Das Schulgebäude des Luisen-Gymnasiums an der Bastionstraße wurde zwischen 1905 und 1907 nach den Plänen des Königlichen Baurates Johannes Radke errichtet. Die feierliche Einweihung des neuen Gebäudes fand am 09. März 1907 statt.

Der Architekt des Schulgebäudes, Johannes Radke (1853 -1938), der zunächst in Berlin lange Jahre das Amt eines Postbaumeisters bekleidet hatte, kam 1900 nach Düsseldorf und war hier bis 1921 als Beigeordneter in der Stadtverwaltung tätig. Mit einer Reihe von Mitarbeitern entwarf und betreute er zahlreiche Bauwerke in Düsseldorf. Dazu zählten die Stadtwerke in der Luisenstraße, die Feuerwache in der Münsterstraße, das Café-Haus auf dem "Ananasberg" im Hofgarten, die alte Tonhalle (Ausstattung), zahlreiche Gebäude des Klinikums an der Moorenstraße, der Stahlhof und, außer dem Luisen-Gymnasium, das Görresgymnasium, das Reform-Gymnasium an der Rethelstraße und weitere Schulbauten an der Kanonier-, Bach- und Benderstraße. Auch das alte Rheinufer mit seinen Aufbauten, von denen heute nur noch die Pegeluhr erhalten ist, geht auf Radke zurück. Radke arbeitete vielfach mit dem Architekten Deckers zusammen, so auch am Erweiterungsbau des Luisen-Gymnasiums, den er 1913 mit ihm fertigstellte. Johannes Radke hatte über Düsseldorf hinaus einen guten Namen, nicht zuletzt wegen seiner Teilnahme an Weltausstellungen in Chicago und Paris, für die er Bauten entwarf.

Die Architektur des Luisen-Gymnasiums entspricht dem zeittypischen Baustil für öffentliche Gebäude. Es ist 'einhüftig' angelegt, d.h. die Schulräume liegen (hauptsächlich) auf einer Seite des Hauses. Charakteristisch für Radkes Bauweise ist die Mischung verschiedener Stilrichtungen. Beispielhaft die des Jugendstils und Neobarocks im alten Teil der Schule (rotes Buntsandsteingebäude).

Diese Stilmischung ist besonders gut an der Gestaltung des Innenraums der Aula zu erkennen, aber auch an den Altbaufassaden, die im Jugendstil überformte Barock-Motive aufweisen (z.B. Kartuschen oberhalb der Fensterbögen).

 Außer der Umwandlung historischer Motive in Jugendstilformen ist ein weiteres Merkmal typisch für Radkes Architektur: die Gegenüberstellung von groben und feinen Strukturen zur Gliederung und Korrelation bestimmter Gebäudeteile. Dies wird am Nebeneingang an der Kasernenstraße sehr deutlich sichtbar.Die Außenwand besteht hier aus schweren Buckelquadern im Sockelbereich, die oberhalb von glatten leichten Steinen abgelöst werden; darauf folgt wieder eine Zone mit groben Steinformen. Damit entsteht eine ausgeglichene Abwechslung in der Gestaltung der drei Ebenen des Gebäudes.

Radke hat das Erscheinungsbild des Luisen-Gymnasiums sorgfältig mit dem des gegenüberliegenden Stahlhofes abgestimmt, einerseits durch die Wahl des gleichen Baumaterials (roter Buntsandstein), andererseits durch den in Länge und Höhe angeglichenen Bauumfang.

Die Giebel des Schulgebäudes an der Seite der Bastionstraße zeigen interessante Schmuckmotive: Auf dem rechten Giebelfeld sind zwei kämpfende Hähne zu sehen, auf dem linken zwei Eichhörnchen, ein Bienenkorb und darüber drei schwirrende Bienen. Der Hahn ist ursprünglich ein Sinnbild der Wachsamkeit. Er symbolisiert aber auch Kampfgeist, Kühnheit und Mut.Die Eichhörnchen und Bienen stellen vor allem Fleiß und umsichtige Vorausplanung dar, die Bienen außerdem Ordnung, Reinheit und Intelligenz. Diese Symbole sind als Sinn- und Leitbilder der Schule und ihrer Schüler zu verstehen. Wachsamkeit, Umsicht, Fleiß, Mut und Ordnung sollten die Tugenden sein, die die Schüler zu befolgen haben.

 

Der Erweiterungsbau des Luisen-Gymnasiums, das sogenannte "weiße Haus", wurde zwischen 1912 und 1913 von Johannes Radke (unter Mitarbeit des Architekten Deckers) dem Schulgebäude des Luisen-Gymnasiums angefügt.

Dieser neuere Bau folgt dem Baustil des Neoklassizismus (bzw. der Neo-Renaissance). Das klassische Forminteresse ist besonders leicht erkennbar an den Kapitellen der Pfeiler im Erdgeschoß (rechts und links vom Fahrstuhl) mit den Flachreliefs, die die Gestalten der Göttinnen Demeter und Aphrodite zeigen.

An der Klassik orientiert sind auch die figürlichen Schmuckelemente an der Fassade des Erweiterungsbaus: die Reihe der Herkulesköpfe (unterhalb der Fenster des dritten Stockwerks) und der Kopf der Göttin Athene (am Türbogen des Eingangs) stehen in thematischem Zusammenhang mit den Darstellungen der Göttinnen im Inneren des Gebäudes.

Der Erweiterungsbau wurde nicht in rotem Buntsandstein ausgeführt; vermutlich wegen der Nachbarschaft zum helleren Stein der damals unmittelbar anschließenden Garnisonskirche.

Dieser Artikel entstand 1997 im Literaturkurs der Jahrgangsstufe 12 unter der Leitung von Frau Dr. Kaiser.

Informationen und Hinweise zum Thema verdankt der Kurs Herrn Dr. Jörg A.E. Heimeshoff von der Denkmalbehörde der Stadt Düsseldorf.

 

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