Die Luisenschule im Wandel der Zeit
Kurzfassung der Geschichte des Luisen-Gymnasiums
Die Luisenschule wurde 1837 auf Wunsch von evangelischen Familienvätern gegründet, die ihren Töchtern über den Elementarunterricht hinaus eine "intellektuelle und moralische Ausbildung" ermöglichen wollten. Diese Männer, Vertreter von siebzehn "neupreußischen" Familien, riefen eine Schulsozietät (Genossenschaft) ins Leben und fungierten somit als Gründungsväter der Luisenschule. Der Leiter der Gründungsversammlung vom 19.02.1837 war Regierungs- und Schulrat Hermann Altgelt, der später als Direktor amtierte.
Die Luisenschule wurde am 30. Oktober 1837 in der Ratinger Straße eröffnet, dieses Datum bezeichnet den Geburtstag der Prinzessin Wilhelmine Luise von Preußen, die das Protektorat über die junge Anstalt übernahm.
Die Schule wurde zunächst nur von Privatgeldern finanziert. Da diese auf die Dauer nicht ausreichten und der Antrag auf Zuschuß aus dem Schulfond aufgrund der Tatsache, daß die Luisenschule eine Privatschule war, abgelehnt wurde, mußte die Luisenschule ab dem 24. April 1854 als öffentliche Schule der evangelischen Gemeinde weitergeführt werden, um so die benötigten Zuschüsse zu erhalten.
Abgesehen von den finanziellen Sorgen, hatte die Schule auch ihre Not mit den Raumverhältnissen und dem Lehrerangebot, daher zog sie schon 1839 von ihrem Ursprungsort, der Ratinger Straße 9, in die Canalstraße und anschließend in die Breitestraße. 1863 konnte die Luisenschule durch die Unterstützung von Regierungsrat Altgelt einen Schulneubau an der Steinstraße beziehen.
Jetzt erhielt die Luisenschule auch mit dem umsichtigen und fortschrittlichen Dr. Victor Uellner, der als Novum der Zeit das Turnen und den Zeichenunterricht einführte, ihren ersten hauptamtlichen Leiter.
Die Stadt Düsseldorf mußte in diesen Jahren wegen der steigenden Einwohnerzahlen für neue Unterrichtsmöglichkeiten sorgen und verfiel auf den Gedanken, zu diesem Zwecke die Luisenschule zu übernehmen. Die Gemeindevertretung lehnte auf einer Versammlung am 10. Dezember 1875 den Antrag des Presbyteriums auf Beibehaltung der Luisenschule als eine öffentliche Gemeindeschule ab und entschied sich für den Verkauf an die Stadt für 100.000 Reichsmark.
Am 08. März 1876 ging die Luisenschule unter dem Oberbürgermeister Ludwig Hammers als paritätisches Unternehmen in den städtischen Besitz über. Jetzt schickten auch zahlreiche katholische Eltern ihre Töchter in diese Lehrstätte, die nicht nur eine der ältesten ihrer Art war, sondern darüber hinaus als vorbildlich in Preußen galt.
Im Jahre 1899 erlebte die Luisenschule aufgrund ihrer modernen Lehrmethoden unter der Leitung des ehemaligen Direktors Georg Howe einen starken Andrang, so daß speziell für diese Schule ein Gebäude in der Bastionstraße errichtet werden sollte.
Im August 1905 begann der Bau auf einem Grundstück, das 260.000 Reichsmark gekostet hat. Die Kosten für den Bau betrugen 643.000 Reichsmark, eine für der zeitige Verhältnisse hohe Summe. Man sagte dem Gebäude "moderne Formen mit leichten Barockanklängen" nach. Am 09. März 1907 wurde der Umzug in die neue Schule gefeiert.
1909 erfolgte wiederum ein großer Zuwachs an Schülerinnen, was zur Folge hatte, daß ein Neubau im Anschluß an das Schulgebäude durchgesetzt werden konnte. Es entstand das sogenannte "Weiße Haus" mit sechs Klassen und einer Reihe von Sälen für den Sonderunterricht.
Das Grundstück hatte einen Wert von 85.000 Reichsmark und die Baukosten betrugen 350.000 Reichsmark. Ostern 1913 wurde der Neubau bezogen.
Ein Jahr später begann der Erste Weltkrieg. In dieser Zeit wurde das Schulgebäude für rund 900 Flüchtlinge (aus Belgien ausgewiesene Deutsche) genutzt, diese wurden mit Nahrung und Kleidung versorgt, aus diesem Grunde und später auch wegen Kohlenmangels konnte der Unterricht für längere Zeit nicht stattfinden.
Nach dem Kriege wurde das Gebäude bis 1924 von französischen Soldaten beschlagnahmt. Dadurch entstanden schwere Schäden, die auf 70.000 Reichsmark geschätzt wurden. Aber die Stadt gab sich alle Mühe, die Schule wieder herzurichten. Am 07. Februar 1925 konnte die Luisenschule in ihr Gebäude zurückkehren.
Ein Aufschwung in der Pädagogik, ein hoffnungsvolles und erfolgreiches Suchen nach neuen Wegen in Erziehung und Unterricht beherrschte das Schulleben in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre. Aber die alles lähmende Wirtschaftskrise gebot dieser Entwicklung Einhalt. Das erfuhr auch die Düsseldorfer Luisenschule. Vieles von dem, was der Nachfolger Howes, Direktor Dr. Kesseler, in die Wege geleitet hatte, kam nicht zur rechten Entfaltung.
Am Ende dieser Entwicklung stand die "Machtübernahme" durch den Nationalsozialismus. Im Lehrerkollegium der Luisenschule befand sich 1933 kein einziges Mitglied der NSDAP. Es war kein Wunder, daß Diektor Lic. Dr. Kesseler Ostern 1936 zurücktrat. Der neue Direktor Hansen war der Stadt von der Partei vorgeschlagen worden und mußte selbstverständlich angestellt werden. Im Jubiläumsjahr 1937 wurde die Schule im Zuge der großen nationalsozialistischen Schulreform völlig umgestaltet. Von nun an wurde sie Oberschule genannt, und die Schulzeit auf acht Jahre verkürzt. Ab 1939 wurde auch das Leben der Schule durch die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges bestimmt. Mit der Steigerung der Luftangriffe wurde ein ordnungsgemäßer Unterricht immer schwieriger. Ab 1941 begann die Kinderlandverschickung. Die Mehrzahl der Schülerinnen zerstreute sich bis über die deutschen Grenzen hinaus, bis in die Tschechoslowakei. Am 01. September 1944 wurde das Gebäude der Luisenschule für jeden Unterricht geschlossen.
Als der Zweite Weltkrieg am 08. Mai 1945 zu Ende war, hatte die Luisenschule die vielen Angriffe erstaunlich gut überstanden. Das rote Sandsteingebäude blieb verschont, jedoch die anderen Gebäudeteile wurden teilweise stark zerstört und erlitten Brand- und Wasserschäden. Am 01. Oktober 1945 wurde der Schulbetrieb unter der Leitung von Anne Franken wieder aufgenommen.
Glücklicherweise blieb die Aula der Luisenschule unversehrt, was dem Schauspielhaus, welches zerstört wurde, die Möglichkeit bot, die Räumlichkeit als Ersatzspielstätte in den Jahren 1945/46 zu nutzen. Insgesamt fanden 38 Vorstellungen statt, unter anderem trat der bekannte Schauspieler Gustav Gründgens in der Aula der Luisenschule auf. In den 60er Jahren fand unter Frau Oberstudiendirektorin Ilse Sliwinski (1957-1974) erneut ein Umbau statt, aus dem ein Zwischentrakt für den naturwissenschaftlichen Unterricht sowie eine renovierte Sporthalle und ein Gymnastikraum hervorgingen.
Nach 135 Jahren Mädchenschultradition wurden 1972 die ersten Jungen aufgenommen. Ab Dezember 1974 leitete Oberstudiendirektor Bernhard Fluck das Luisen-Gymnasium. Am 29. Oktober 1977 beging die Schule die 140-Jahrfeier. 1979 wurden das Fach Italienisch und 1981 das Fach Russisch in das Fremdsprachenangebot der Schule aufgenommen.
1986 wurde die Aula unter Einbeziehung der Denkmalbehörde stilgerecht renoviert. Vorausgegangen war eine Sanierung des Daches. Auch die Fassade des Buntsandsteingebäudes wurde an der Bastionstraßenseite gereinigt.
Am 26. Oktober 1986 besuchte Königin Silvia von Schweden das Luisen-Gymnasium in Erinnerung an ihre eigene Schulzeit. 1963 machte sie hier ihr Abitur.
Im Jahre 1990 bekam das Luisen-Gymnasium einen romanischen Zweig. Neben Englisch wurde von jetzt ab auch Französisch als erste Fremdsprache angeboten.
Am 02. September 1992 erhielt das Luisen-Gymnasium von der UNESCO-Zentrale (United Nations Educational Scientific and Cultural Organization) in Paris die volle Anerkennung als UNESCO-Projekt-Schule.) Die feierliche Übergabe der Urkunde fand am 05. Februar 1993 in der Aula des Luisen-Gymnasiums statt. Schon seit 1989 arbeitete das städtische Luisen-Gymnasium bei den UNESCO-Projekt-Schulen engagiert mit. Auch die Tatsachen, daß das Luisengymnasium Schüler vieler verschiedener Nationalitäten, ein hohes Fremdsprachenangebot sowie Schüleraustauschprogramme mit Partnerschulen in Frankreich, den USA, Israel und Rußland als Voraussetzungen mit sich brachte, halfen den Status einer UNESCO-Projekt-Schule zu erlangen. Darüber hinaus erarbeitete die Schule in UNESCO-Projekttagen Projekte zu den Themenbereichen Menschenrechts-, Umwelts-, Friedens- und interkulturelle Erziehung. Ferner führte die Schule Sammlungen für das Friedensdorf in Oberhausen und Paketaktionen für die russische Partnerschule in St. Petersburg durch.
Ebenfalls erwähnenswerte Aktionen als UNESCO-Projekt-Schule waren unter anderem der "Sponsored Walk" im November 1994, der für Kinder aus Bosnien etwa 60.000 DM einbrachte und die "Sponsored Walks" in den Jahren 2001 und 2004, die für das Friedensdorf Oberhausen und die beiden Oberschulen des Themba-Werkes in Südafrika jeweils zusammen ca. 15000 Euro erbrachten.
1997 begannen in der Schule umfangreiche Renovierungsarbeiten, die durch einen "Sponsored Walk" der Schülerinnen und Schüler, die Spendenbereitschaft der Eltern und vieler Düsseldorfer Firmen sowie durch Initiativen der Stadt Düsseldorf ermöglicht wurden.
Im August 1999 übernahm Frau Oberstudiendirektorin Elke Neubauer die Leitung des Luisen-Gymnasiums. Seit August 2004 bietet das Luisen-Gymnasium in der Oberstufe den Bildungsgang zur Doppelqualifikation Abitur-Baccalauréat (deutscher und französischer Hochschulzugang) an.
Seit dem 01.08.2007 ist Herr Mesenholl neuer Schulleiter des Luisen-Gymnasiums Düsseldorf.
Anmerkung:
Der Abriß der Schulgeschichte beruht im wesentlichen auf den Ausführungen von Maria Dakik, Sandra Münster und Tanja Ockler. Einige Passagen wurden durch die Redaktion der Festschrift zur 160 Jahrfeier des städt. Luisen-Gymnasiums Düsseldorf ergänzt.
Zur Schulgeschichte sind in den letzten Jahren folgende Untersuchungen und ausführliche Veröffentlichungen erschienen:
Angelika Gerritzmann,
Das Luisen-Gymnasium Düsseldorf, Studien zur Entwicklung des Höheren Mädchenschulwesens,
Düsseldorf 1978 (unveröffentlichte Erste Staatsprüfungsarbeit)
Luisen-Gymnasium Düsseldorf 1837-1987, Festschrift zur 150-Jahr-Feier 1987,
Hrsg.: Luisen-Gymnasium Düsseldorf,
Pädagogik- und Hochschulverlag, Krefeld 1987
Wolfgang Krall,
"In der Schule sei Fortschritt"; Leben und Wirken des rheinischen Schulrats Johann Hermann Altgelt,
Böhlan Verlag, Köln Weimar Wien, 1995